By Rabindranath R. Maharaj

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Von Hiob zu Horkheimer: Gesammelte Schriften zum Judentum und seiner Umwelt

Ernst Ludwig Ehrlich (1921 2007), der bekannte Judaist und Historiker, begann seine akademische Laufbahn 1940 an der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. Im Jahr 1943 gelang ihm die Flucht aus dem nationalsozialistischen Deutschland in die Schweiz. Als Wissenschaftler wirkte er an den Universitäten von Zürich, Basel, Bern, Frankfurt a.

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Ich war wach gewesen und hatte nicht geträumt. Der durchdringende Schmerz an den Haarwurzeln war bis am Morgen noch zu spüren. Diese alte Erinnerung, zusammen mit dem Gedanken an den geheimnisvollen Tod meines Vaters, ließ mich vor dieser Zeremonie zurückschaudern. Aber nichts geschah. Ehe ich mich’s versah, lagen meine Haare auf dem Boden. Dort, wo Vaters Asche gelegen hatte. Wie bei der Asche würde die nächste Flut sie ins Meer hinaustragen. Ein Teil der Asche war allerdings für eine ganz besondere Zeremonie aufbewahrt worden.

Mit vereinten Kräften rissen mich Lari und Nakhi von der Tür. Schreiend und strampelnd musste ich vom Schiff hinunter an Land getragen werden. Welch ein Abschied! Jeglicher Kampfgeist hatte mich jetzt verlassen. Schluchzend stand ich da, unfähig, durch die Tränen Mutters winkende Gestalt wahrzunehmen, während das Schiff aus dem Hafen glitt. Den ganzen Weg nach Hause weinte ich. Ich war nicht zu trösten. Am Abend weinte ich mich in den Schlaf. Am folgenden Tag weigerte ich mich zu essen und schluchzte nur hysterisch bei jedem Versuch, mich zu trösten.

Aber mein Ruf hatte sich bereits weit über unseren Teil der Insel verbreitet. Die meisten Pandits im weiten Umkreis hatten meinen Vater gekannt und geehrt und auch mir sagten sie eine große Zukunft voraus. Nicht nur, weil mein Vater ein großer Hindu gewesen war, sondern weil auch ich mich bereits durch ein diszipliniertes religiöses Leben ausgezeichnet hatte. Jedermann erinnerte sich noch an die große Barahi, welche die Pandits zwölf Tage nach meiner Geburt veranstaltet hatten. In völligem Gehorsam an die Veden und die Gesetze Manus beobachtete ich streng die fünf täglichen Pflichten der Zweimal-Geborenen (Bezeichnung für die Brahmanen): die Opfer an die Götter, die Seher, die Vorfahren, die niedrigen Tiere und die Menschheit.

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